Partyzone|10.01.2021|11:00

Disco-Kabine: Keine "Nachtschwärmer" mehr

Wüstenbrand-Kapitän Jens Hermsdorf: "Gegnerische Spieler machen schon mal große Augen."[Foto: Wüstenbrander SV 1862]

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Beim Wüstenbrander SV 1862 aus der Kreisliga A Zwickau ist Jens Hermsdorf Verteidiger, Kapitän und Vorstandsmitglied. Außerdem leitete der 36-Jährige bei den Sachsen, die in einem Ortsteil der Karl-May-Stadt Hohenstein-Ernstthal beheimatet sind, den Umbau der Mannschaftskabine zu einem "Schmuckstück" mit Discokugel, Nebelmaschine und Tischtennisplatte. FUSSBALL.DE hat nachgefragt.

FUSSBALL.DE: Die Mannschaftskabine lässt sich dank einer exklusiven Einrichtung schnell in eine Disco verwandeln. Wie kamen Sie auf die Idee, Herr Hermsdorf?

Jens Hermsdorf: Mit der ersten Mannschaft spielen wir in der Kreisliga immer sonntags. Da kommt es nicht so gut an, wenn man sonnabends bis mitten in der Nacht noch in der Disco ist. Deshalb kamen wir auf die Idee, die Disco in die Kabine zu verlegen.

Gab es denn zuvor Probleme mit einigen "Nachtschwärmern"?

"Sollte uns der Aufstieg wirklich gelingen, dann wird unsere Kabine zu einer echten Partyzone"

Hermsdorf: Ich will es mal so sagen: Es kam in der Vergangenheit schon vor, dass der eine oder andere noch etwas müde zum Treffpunkt erschienen ist. (lacht) Das wollten wir mit dem Kabinenumbau vermeiden. Jetzt sind die Jungs bei den Spielen immer hellwach. Dass unsere Kabine jetzt wesentlich attraktiver ist, hat aber noch viele weitere Vorteile.

Zum Beispiel?

Hermsdorf: Nach dem Training und den Spielen verweilen wir deutlich länger in der Kabine, weil sich alle wohl fühlen und dort auch gerne mal ein Bierchen trinken. Das stärkt die Gemeinschaft im Team. Vor allem aber wird der Verein so wesentlich attraktiver für junge Spieler. Wenn der eine oder andere unsere Kabine sieht, fällt es ihm schon mal leichter, bei uns im Verein zu bleiben oder zu uns zu kommen. Das wiederum hilft uns auch sportlich.

Dann mal der Reihe nach: Welche Arbeiten waren notwendig, um die Kabine in dieses "Schmuckstück" zu verwandeln?

Hermsdorf: Zunächst haben wir die Wände und die Decke neu gestrichen, danach rundherum - passend zu unseren Vereinsfarben - eine grüne Lichtleiste angebracht. Die Discokugel kam in die Mitte des Raums, mit zahlreichen Spots können wir die Decke außerdem in einen Sternenhimmel verwandeln. Hinzu kamen eine neue Soundanlage und - als Highlight - die Nebelmaschine, die den Raum innerhalb weniger Minuten komplett einnebeln kann, so dass man manchmal die Mitspieler kaum noch erkennt. Bisweilen kommt sogar eine kleine Flamme raus, die uns noch zusätzlich einheizt. Dass dazu noch jeder Spieler ein eigenes Fach mit Bild bekommen hat, versteht sich ja von selbst. (lacht)

Zuletzt kam noch eine Tischinsel hinzu, die auch als Tischtennisplatte genutzt werden kann. Warum?

Hermsdorf: Zunächst hatten wir festgestellt, dass wir noch einige Schubladen und Fächer gebrauchen können, um unsere Sachen gut unterbringen zu können. Die haben wir dann unter dem Kabinentisch angebracht. Die Tischplatte wurde passend zur restlichen Einrichtung in grüner Farbe gestrichen. Sie auch mal zur Abwechslung als Tischtennisplatte zu nutzen, lag dann nahe. Wir haben da einige Spezialisten im Team.

Wie stimmt sich die Mannschaft auf die Heimspiele ein?

Hermsdorf: Wenn unser Trainer Christopher Holz, der übrigens ein Jahr jünger ist als ich, seine Ansprache hält, wird der Raum in grünes Licht getaucht. Im Hintergrund läuft dann Motivationsmusik. In eine Disco verwandelt sich die Kabine erst nach den Spielen, im besten Fall natürlich nach Siegen.

Wer wählt die Musik aus?

Hermsdorf: Das übernimmt unser Kabinen-DJ Fabio Löffler, der als jüngerer Spieler den Geschmack der anderen besser kennt. Am Anfang habe ich das auch mal selbst übernommen, habe mit meiner Musikauswahl aber nicht allzu oft ins Schwarze getroffen, um es vorsichtig zu formulieren. Meine Stärken liegen eher woanders. (lacht)

Stichwort Stärken: Woher kommt Ihr handwerkliches Geschick?

Hermsdorf: Ich bin ausgebildeter Klempner, da bekommt man schon einiges mit.

Wieviel Zeit mussten Sie für den Kabinenumbau investieren?

Hermsdorf: Puh, da sind schon einige Stunden zusammengekommen. Oft ging das Wochenende drauf, manchmal waren wir auch noch nach der Arbeit im Einsatz. Zum Glück hat meine Freundin Nadja dafür viel Verständnis. Trainingseinheiten und Spiele kommen ja noch hinzu. Ich bin aber inzwischen schon mehr als zehn Jahre im Verein und engagiere mich sehr gerne. An der Kabine kann man ja auch sehen, dass es sich lohnt.

Was sagen die Gastmannschaften zur Heimkabine?

Hermsdorf: Gegnerische Spieler, die neu zu uns kommen, machen schon mal große Augen oder bleiben mit offenem Mund stehen. Nach den Spielen dürfen sie manchmal aber auch noch mal einen Blick hineinwerfen. Auch die Schiedsrichter laden wir dann oft mit ein. Die Reaktionen sind eigentlich immer ausgesprochen positiv.

Wie sieht denn die Gästekabine aus?

Hermsdorf: Auch dieser Raum hat eine ordentliche Größe, und wir achten darauf, dass es sauber und ordentlich bleibt. Die Einrichtung ist allerdings eher spartanisch. (lacht)

Der Wüstenbrander SV überwintert in der Kreisliga A auf Platz eins. Mal ehrlich: Sehen Sie einen Zusammenhang zwischen der neuen Kabine und dem sportlichen Erfolg?

Hermsdorf: Wie schon gesagt: Unser Verein ist dadurch auf jeden Fall attraktiver geworden. Noch vor wenigen Jahren waren wir kurz davor, den Spielbetrieb einstellen zu müssen. Oft waren nur drei, vier Mann beim Training. Das hat sich wesentlich geändert. Jetzt macht es - auch wegen der Kabine - noch mehr Spaß. Und das schadet sicher nicht.

Ist jetzt der Aufstieg in die Kreisoberliga das erklärte Ziel?

Hermsdorf: Definitiv. Wir haben uns eine gute Ausgangsposition für die Zeit nach der Corona-Unterbrechung geschaffen und wollen jetzt auch oben bleiben. Dass wir durchaus auch mit Mannschaften aus der Kreisoberliga mithalten können, haben wir schon in einigen Testspielen gezeigt. Sollte uns der Aufstieg wirklich gelingen, dann wird unsere Kabine auf jeden Fall zu einer echten Partyzone.

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